Du möchtest das Internet verlassen?
Du hast genug von all diesem virtuellen Gelaber?
Dann führe nun bitte sorgfältig folgende Schritte durch!
1. Drucke Dir diesen Text aus. Du wirst ihn ab heute manuell lesen.
2. Schliesse alle offenen Seiten und beende Dein Internetprogramm!
3. Fahre das Betriebssystem Deines Rechners ordnungsgemäß herunter.
4. Schalte den Computer, den Monitor, den Drucker und Dein Modem aus! Wenn Du ganz sicher gehen willst, dass keinerlei Verbindung mehr zustande kommt, entferne am Besten auch gleich den kompletten Telefonanschluss.
5. Nun kannst Du damit beginnen, in mehreren Stufen Kontakt zur Aussenwelt aufzunehmen:
1. Stufe:
Öffne ein Fenster und atme die frische Luft.
Achtung, der Kontrast und die Helligkeit lassen sich nicht einstellen, auch auf die Lautstärke kannst Du keinen Einfluss nehmen! Nimm alles so wie es ist. Die Geräusche sind keine Simulation, sondern alles ist Live!
Achtung, der Kontrast und die Helligkeit lassen sich nicht einstellen, auch auf die Lautstärke kannst Du keinen Einfluss nehmen! Nimm alles so wie es ist. Die Geräusche sind keine Simulation, sondern alles ist Live!
2. Stufe:
Gehe nun einige Schritte durch das Zimmer. Keine Angst, das was sich da unter Dir bewegt, sind nur deine Beine. Bisher ist alles noch ganz normal!
3. Stufe:
Schau Dich um, ob noch jemand in Deiner Nähe ist, der sich bewegt. Gehe auf Ihn zu und spreche ihn einfach an – eine Tastatur ist hierfür nicht erforderlich!
Antwortet Dein Gesprächspartner? Wenn ja, dann sei jetzt bitte äusserst vorsichtig, das ist kein Forum und auch kein Chatroom. Überlege Dir vorher genau was Du sagst – Beleidigungen können jetzt für Dich zu körperlichen Schäden führen!
4. Stufe:
Versuche nun einmal, Nahrung zu Dir zu nehmen. Dazu öffnest Du bitte jetzt mal alle Schranktüren in der Küche (Das ist dieser Raum, in dem es bei anderen Menschen manchmal nach Essen aussieht, hast Du bestimmt schonmal in einem Videostream gesehen.)
Sollte in einem Schrank ein Licht angehen, dann hast Du vermutlich den Kühlschrank gefunden. Schau hinein – ist etwas Essbares vorhanden? Bevor Du etwas verzehrst, achte bitte auf das Verfallsdatum des Produktes.
5. Stufe:
Jetzt wirds schwierig; Du verlässt das Haus, um diesen beleuchteten Schrank zu füllen!
Achtung, wenn Dir alles fremd vorkommt, bitten jemanden, Dich zum Lebensmittelgeschäft zu begleiten. Schau Dich um und denk bitte immer daran: die Autos sind alle echt und machen richtig Aua, wenn sie Dich treffen! Überquere also die Strasse erst, wenn diese wirklich frei ist. Denn: So unwahrscheinlich es klingen mag, hier und jetzt hast Du nur ein Leben. Ein Neustart des Levels ist nicht möglich, und Du wirst weder Medipacks noch einen Krämer finden, der Dir Heiltränke verkauft!
6. Stufe:
Sollten Dir auf dem Rückweg kleine Kinder entgegen laufen und immer wieder „Papa, Papa!“ oder „Mama, Mama!“ rufen, kann es sich im Grunde nur um Deine eigenen Kinder handeln. Tja, die kleinen Racker hast Du wahrscheinlich wirklich nicht mehr so gross in Erinnerung, aber macht nichts: wenn Dir ihre Namen erstmal wieder eingefallen sind, wirst Du Dich schnell wieder an sie gewöhnen.
7. Stufe:
Wieder zu Hause angekommen, setz Dich doch mal gemütlich in einen Sessel; aber nicht unbedingt in den Sessel vor Deinem Computer!
Klasse, bald hast Du es geschafft. Nun lies mal einige Seiten in einem Buch.. (Bücher sind die dicken schweren Dinger, die man aufklappen kann, manche haben sogar schöne bunte Bilder). Na, merkst Du, wie es beim Lesen oben in Deiner Birne arbeitet? Das sind die Gedanken, die Du Dir beim Lesen machst. Cool, was? Ganz ohne Strom und Offline. Es nützt allerdings nichts, wenn Du mit dem Finger auf die Seite klickst, wenn Du alles gelesen hast; Multimedia war gestern, nun wird von Hand umgeblättert.
8. Stufe:
Mehr als zehn Seiten solltest Du am Anfang nicht lesen!
Lege nun also das Buch wieder weg, aber nicht zu weit. Nun ruf doch mal nach Deinem Ehepartner (das ist die Person, die sich kopfschüttelnd in einer Ecke des Raumes positioniert hat und Dich ungläubig und mit offenem Mund anstarrt). Versichere Ihm/Ihr, dass alles normal ist, und Du Dich einfach nur ändern willst. In den ersten Tagen wird das noch niemand glauben, aber halte durch. Verkaufe morgen sofort Dein Modem und schaff Dir vielleicht ein Aquarium an. Das funktioniert zwar so ähnlich wie ein Bildschirmschoner, aber es ist das erste deutliche Anzeichen von Besserung.
Alles bis hier hin glatt gelaufen? Gratuliere, Du hast es geschafft!
Herzlich Willkommen im realen Leben!