
Die Melancholie hatte lange Zeit einen guten Ruf:
die Kontemplation, die Muße, das Grübeln, den Zweifel
– das verbanden die Menschen der Antike mit der Melancholie.
Und heute?
Der melancholische Mensch geht nie konform mit der Mode, dem Zeitgeist.
Er durchschaut die oberflächlichen Fassaden und leidet an der Hohlheit des Konsums.
Kein melancholischer Mensch will ernsthaft animiert werden,
er braucht das einfach nicht, er genügt sich selbst.
Melancholie ist eine Charaktereigenschaft,
die in unserer Gesellschaft als nicht erstrebenswert gilt.
Sie passt schlecht in diese Lach- & Spaß-Gesellschaft hinein.
Vieles, was uns wertvoll ist
– unser Verständnis von Schönheit, Tiefsinn, auch Romantik
– verdanken wir den Melancholikern.
Melancholie ist die Grundlage zum Widerstand gegen eine ‚Kultur‘,
in der nur noch Wettbewerb, Konsum und Berühmtheit zählen.
In der heutigen Zeit, in der sich manche Menschen eine ‚Gestaltete Stille‘ herbeisehnen
– eine Bedingung für’s Menschsein
– erscheint ein Hoch auf die Melancholie wieder sehr angebracht.
Die Melancholie ist somit eine Auszeichnung,
ein ‚Geschenk der Götter‘,
die einen Menschen aus der grauen Durchschnittsmasse heraushebt.
Melancholie will gelebt werden, sie braucht Raum und Pflege.
Unterdrückt man sie, kommt man an den anderen Pol:
die Trostlosigkeit der Depression.
Für den Depressiven besteht die Welt nur noch aus Hoffnungslosigkeit,
in der alles vorhanden ist,
..mit Ausnahme eines Sinns.
..sag mir: wo ist die Grenze?