Frau Schulz
Terrorschulz
14:52 Uhr:
Meine tragbare Telefoniereinheit schreit mich an, daß ihm der Saft ausgeht.
14:55 Uhr:
Ich erwidere gegenüber diesem quängelnden mobilen Kommunikationsgerät, dass es so schlimm ja wohl nicht sein dürfte, wenns noch in der Lage ist, zu schreien. „Pfeif doch, wenn Du keine Luft mehr kriegst!“ schmettere ich ihm entgegen. Es verstummt augenblicklich. Der Tag kann beginnen – erster Sieg! Jetzt noch schnell nen Kaffee aufgesetzt..
15:01 Uhr:
Mittagsruhe ist seit einer geschlagenen Minute vorbei. Zu lang, wie ich finde. Der Angriff auf das Trommelfell von Frau Schulz wird also ungebremst fortgesetzt. Endlich Action!
15:05 Uhr:
Frau Schulz wird aktiv. Leider bricht sie sich sogleich den Daumen bei dem Versuch, unter einer Affenweibchen – zum Zeitpunkt höchster Erregung – nicht unähnlichen Geräuschkulisse mit Einsatz ihres gesamten Körpergewichtes meinen Klingelknopf in den Hausflur zu drücken. „Schade“, denke ich mir – „muss sie heute so früh kapitulieren?“ – das wäre fatal. Nein, das geht auf keinen Fall. Also eben schnell mal den Notarzt gerufen.. man ist ja sozial.
15:26 Uhr:
Während Frau Schulz von einem mittlerweile herbeieilenden aufgebrachten Mob aus Schaulustigen und Sympathisanten dieser Zeremonie niedergetrampelt wird, stimmt eine miserable Coverband „Highway to Hell“ von AC/DC an. Ich werte das als Zeichen – dennoch wird mir spontan schlecht. Wie kann man diese Götter nur so verunglimpfen? Ich zeige meinem Porzellan kurz meinen heutigen Mageninhalt, dann eile ich umgehend wieder ans Fenster – wo bleibt der Notarzt?

15:45 Uhr:
Nach erster oberflächlicher ärtzlicher Betreuung ist Frau Schulz wieder in der Lage, Geräusche wahrzunehmen. Von außen lässt sich zwar noch keinerlei Reaktion sichtbar wahrnehmen, aber… ich kenne doch dieses feurige Blitzen in ihren Augen, wenn sie so richtig wütend ist!! Freudig erregt nutze ich also diese glückliche Wendung sofort aus und penetriere sie mit einer Ballade von Napalm Death – „Scum“ – bei etwa 183 Dezibel. Grob geschätzt natürlich.

15:51 Uhr:
Frau Schulz hat sich in Erna Häberle, 63, Rentnerin, und Theodor Knaberlein, 52, Maschinenbediener, zwei Verbündete geangelt.Gemeinsam versuchen sie nun, per Megaphon ein mehrstimmiges, fehlintoniertes „Ave Maria“ gegen mich aufzufahren. Ich bin fassungslos über diese Attacke! Nun ziehe ich mich erst mal zurück.. soll sie doch glauben, sie hat gewonnen.

03:58 Uhr:
Den Überraschungsmoment voll nutzend, beschliesse ich, Frau Schulz mit dem Klassik-Stück „Metal Militia“ von Metallica frühmorgendlich zu erheitern. Daß dabei sogleich der komplette Straßenzug in Kriegszustand verfällt, nehme ich zunächst mal billigend in Kauf.. der Triumph ist einfach zu wertvoll.

to be continued..
Frau Schulz, die Zweite (Oder: Irren ist Menschlich?)
hallo zielgruppe,
heute hatte ich „besonderen“ besuch. besonders deshalb, weil es mir endlich einmal wieder vergönnt war, meinen nachbarn einen dämpfer zu verpassen, ohne dafür irgend etwas tun zu müssen. und das tat soooo gut.
wie es dazu kam?
nun, ich sitze hier vorabendlich mit meinem sohn in der küche und gehe mit ihm seine hausaufgaben durch. da plötzlich klingelte es sturm an meiner türe. und wenn ich schreibe sturm, dann meine ich klingeln ohne unterlass.
sichtlich genervt gehe ich also an den türsummer und murre ein jaaaa? in die sprechmuschel, worauf sofort wie aus der pistole geschossen die wutkanonade einer älteren dame mein zartes öhrchen malträtierte.. sinngemäß etwa
„also so langsam habe ich wirklich keine geduld mehr! würden sie jetzt endlich mal ihr gerät leiser machen? das ist nicht das erste mal, dass man sich darüber beschwert, nun reichts!“
ihr seht mich sinnbildlich völlig verdutzt die sprechanlage betrachtend, dann antwortete ich besonnen
„gute frau – ich habe ja keine ahnung, welches gerät sie meinen, aber ich habe hier gerade ausser meiner heizung und diversen lichtern keinerlei gerät an, also auch keines, welches krach machen könnte..“
kurze pause von ihr, dann
„aber sie wohnen doch oben im dachgeschoss?“
ich
„das ist soweit richtig. aber hier läuft weder musik noch der fernseher noch sonst irgendwas. wir machen hausaufgaben. für gewöhnlich beschränkt sich der lautstärkepegel dabei auf sprechen.“
sie
„ja aber woher kommt das dann? ich bin davon ausgegangen, das MUSS von ihnen kommen..“
mein triumph kannte keinerlei grenzen.
„ja, frau schulz (ich war mir nun sicher, sie ist es).. so ist das nunmal mit den vorurteilen. einmal gefällt, entkommt man der gewohnheit nicht, richtig? jedenfalls dürfen sie gern hochkommen und schauen, wie laut es hier zugeht.“
darauf sie, sichtlich leiser.. „nein, schon in ordnung, dann muss ich wohl weiter nachforschen, woher das kommt. entschuldigung..“
hach, tat das gut..