Sehr geehrte Befürworter und Gegner der E-Zigarette,
sehr geehrte Abgeordnete,
„Spinat enthält viel Eisen“
„Ein Schnaps nach dem Essen wirkt fördernd auf die Verdauung“
„Aids kann durch Niesen übertragen werden“
„Der Mensch benötigt täglich mindestens drei Liter Wasser“
„Schokolade verursacht Pickel“
„Homosexualität ist eine psychische Erkrankung“
„Cholesterin ist böse“
„Rohes Gemüse ist besonders gesund“
„Lesen bei schlechtem Licht verdirbt die Augen“
„Handys sind ein Risiko in Krankenhäusern“
Diese Auflistung an Mythen ließe sich beliebig fortsetzen, und obwohl es nachweislich Mythen sind, die mittlerweile wissenschaftlich widerlegt wurden, haben sie sich in unseren Köpfen festgesetzt. Sie sind durch Zahlendreher, fehlerhafte und teils eigennützige Interpretation von Studien, Unwissenheit, einem veralteten Kenntnisstand oder gar der puren Vermutung entsprungen. Am Beispiel Spinat (der Mythos entstand gegen Ende des 19. Jhd.) lässt sich wunderbar erkennen, wie lange sich Mythen in den Köpfen der Menschheit festsetzen, obwohl der tatsächliche Eisengehalt bereits im 20. Jhd. korrekt ermittelt wurde. Selbst junge Eltern sagen noch heute zu ihren Kindern, dass Spinat sehr gesund sei und besonders viel Eisen enthält.
Viele große Mythen der Gegenwart ranken sich um das Thema „E-Zigarette“. Es gibt nur sehr wenige Themen, die derart fälschlich und widersprüchlich wiedergegeben werden, wie es bei diesem neuen Genussmittel respektive der Alternative zu Tabakwaren der Fall ist. Schuld haben nicht nur unsere Politiker und bekannte Institute, sondern in hohem Maße auch die Medien, die Pressemitteilungen ungeprüft als eigenen Content veröffentlichen oder sogar TV-Sendungen mit zweifelhaftem Inhalt ausstrahlen (insbesondere die ÖR). Diese Vorgehensweise ist in meinen Augen vorsätzlich mediale Brandstifterei, die mit seriösem Journalismus nichts mehr zu tun hat.
Lassen Sie uns zur Politik zurückkehren. Ich bin ein klarer Befürworter des Jugendschutzes und mir ist es ein wichtiges Anliegen, dass Kinder und Jugendlichen vor Gefahren und Risiken gleich welcher Art auch präventiv geschützt werden. Es ist ein verantwortungsvolles Handeln, wenn man Minderjährigen den Zugang zur E-Zigarette verwehrt, da durchaus das Risiko einer Verhaltensabhängigkeit besteht und nicht auszuschließen ist, dass die Hemmschwelle später auch zur Tabakzigarette zu greifen (bedingt durch Gruppenzwang, „Cool und erwachsen sein“ etc.) niedriger ist.
Was jedoch völlig beschämend ist, ist die Art und Weise, wie sich die Politik an diesem Thema unter dem Deckmantel „Kinder- und Jugendschutz“ bedient. Ich gehe sogar so weit zu sagen, dass man diese Angelegenheit aus eigener Motivation heraus missbraucht, um sich durch ein „Wir tun etwas für unsere Kinder“ vor den Wählern und eigenen Abgeordneten zu profilieren. Gerade die E-Zigarette scheint dabei ein sehr bequemer Weg. Immerhin ist nahezu jedem Abgeordneten durch seine Aussagen zu entnehmen, dass er sich nicht neutral und mit dem nötigen Aufwand an Selbstrecherche mit dem Thema befasst hat. Es sind immer wieder einzig und alleine die Empfehlungen des DKFZ und des BFR u.ä., die lediglich in einen anderen Wortlaut verpackt wurden.
Mit meiner Mitzeichnung möchte ich zum Ausdruck bringen, dass ich es als mündiger Staatsbürger nicht tatenlos hinnehmen kann und werde, dass derart weitreichende Gesetzesänderungen und/oder Erlasse geplant und durchgeführt werden sollen, deren Entscheidungsgrundlagen auf einseitigen und teilweise fragwürdigen Informationen und Quellen beruhen und andere wissenschaftlich anerkannte Studien und Meinungen nicht zum Vergleich herangezogen wurden. Ich kann in dieser Angelegenheit weder das Prinzip einer Demokratie noch die Berücksichtigung unserer Verfassung erkennen.
Mein Schlussplädoyer an unsere Abgeordnete:
Täglich sterben alleine in Deutschland 300 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum, davon jeder 8. als Passivraucher. Darüber hinaus sterben täglich 200 Menschen an den Folgen von Alkoholkonsum. Weitere 72 Menschen versterben täglich an den Folgen von Diabetes, überwiegend hervorgerufen durch falsche Ernährung. Unter anderem durch den massiven Verzehr von Süßwaren und zuckerhaltigen Getränken, die so wunderschön nach Früchten, Vanille und Schokolade schmecken und in sehr ansprechender Form präsentiert und beworben werden. Alleine in Deutschland ist die Neuerkrankungsrate von Kindern- und Jugendlichen in den vergangenen 20 Jahren pro Jahr relativ um 3,5-4,5% angestiegen. Hier gibt es Tausende von Menschenleben zu beklagen, und hier besteht dringend Handlungsbedarf.
Sie mögen uns Bürgen glaubhaft und nachvollziehbar darlegen, weshalb Sie eine Alternative zum Tabak derart einschränken und teilweise uninteressant machen wollen, die seit Einführung 2007 auf dem deutschen Markt nachweislich kein Todesopfer gefordert hat, während in diesem Zeitraum über 850.000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum verstarben.
Der Konsum von Zigaretten ist derzeit auf einem Rekordtief seit 1991. Ist dieser Umstand und Erfolg alleine der Politik und seinen Maßnahmen geschuldet, oder möchten und wollen Sie nicht anerkennen, dass 2-3 Millionen Menschen ihr Recht auf Selbstbestimmung wahrgenommen haben, um der zweifelsohne heimtückischen Tabaksucht mit Hilfe der E-Zigarette zu entkommen?
Ihre Informationsquellen können es drehen und wenden: Der Konsum von E-Zigaretten ist für jeden erwachsenen und ehemaligen Raucher eine lebensverlängernde Maßnahme mit einer drastischen gesundheitlichen Risikominimierung und mit dem sehr wichtigen Aspekt verbunden, dass dritte Personen nicht geschädigt werden. Ein definitives Ja zum Jugendschutz und ein vehementes Nein für derartige Maßnahmen und Regulierungen, die solchermaßen tief und ungerechtfertigt in das Selbstbestimmungsrecht Erwachsener eingreifen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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