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Azido über Twitter.

Posted by azido - 17. November 2011 - Gedankenauswurf
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Was ist Twitter für mich?

Twitter ist vor allem eines: komprimierte Selbstdarstellung. Ein Avatar, ein eng bemessenes Feld für eine kurze Selbstbeschreibung, eine Ortsangabe, fertig, los. Im Grunde gilt eine einfache Regel: Du bist, was Du schreibst – und für wen Du das tust. So entsteht ein unglaublich vielfältiger Kosmos aus Charakteren, dargestellt alleine nur durch deren – in 140 Zeichen gepresstem – Output von Worten. Doch wer glaubt, dieser Kosmos sei wirr und chaotisch, der irrt: Es gibt unheimlich viele Rituale, Begrifflichkeiten, Floskeln und Formulierungen, die immer wieder benutzt werden. Beispielsweise isst der typische (Deutsche) Twitterer unheimlich gerne Mett, Nutella und Oreo-Kekse, mag Einhörner, die Regenbögen auskotzen, fragt die anderen Teilnehmer gern, ob sie ihn gerade Fett genannt haben und hat eine Vorliebe für Vodka. Zudem gehört es zum guten Ton, jeden Freitag von Neuem andere Mitglieder zu empfehlen, denen man doch „aus Gründen“ bitte folgen möge. Man könnte sagen, es gibt Regeln, denen sich jeder Twitterer früher oder später zwar nicht unterwirft, aber immerhin anpasst. Warum? Vermutlich, um eine Zugehörigkeit aufzubauen, um „dazuzugehören“, um Gefälligkeit zu erzeugen. Und wozu? Um „Follower“ zu bekommen.

Denn die wichtigste Währung im Universum Twitter hört auf den Namen Follower. Mit denen steht und fällt die von Dir erzeugte und gewünschte Wahrnehmung Deiner Person. Wenn Dich niemand liest, kannst Du genausogut einer Parkuhr von Deinem Tagesablauf erzählen.Oder den genervten Kollegen/Familienmitgliedern/Agentur für Arbeit-Mitarbeitern. Wenn Dich viele lesen (wollen), hast Du anscheinend alles richtig gemacht. So jedenfalls der Usus unter Twitterern.

Twitter bedient hier eine ganz urtypische Eigenschaft von Menschen innerhalb einer Gesellschaft: Man möchte beliebt sein. Beliebt sein heisst in unserem Fall, viele Follower zu haben. Um das zu erreichen, gehen Twitterer unterschiedliche Wege: Die einen schreiben schwülstigen Herzschmerz-Müll, wie er normalerweise in den Poesiealben 11jähriger Erstmenstruanten zu finden ist. Herz geht immer und ist ein Garant für viele Follower. Die anderen sehen ihre Hauptfunktion bei Twitter darin, über alles mögliche herzuziehen, sei es die Politik, das Tagesgeschehen oder die Protagonisten des täglichen Unterschichten-Fernsehprogrammes. Oder über andere Twitterer. Funktioniert auch. Die Nächsten wiederum fungieren als neuzeitliche Fips-Asmussen-Gedenkwitzeschleuder. Auch das findet lesenden Beifall. Es entstehen Themenwelten, erdacht von einzelnen Personen, angepasst an die Bedürfnisse der anvisierten Leserschaft. Was sie alle gemeinsam haben: Die Person, die hinter den Themen steht, bleibt auch genau dort – dahinter. Zwar wird sie bei vielen in Form des Avatares bildhaft greifbar, aber sie verschwindet ansonsten hinter den Tweets. Man kann daher sagen: Nicht die Person an sich ist beliebt, sondern deren Text. Damit unterscheidet sich der gemeine Twitterer im Grunde also überhaupt nicht von dem Verfasser eines Blogs oder sonstigem Schriftkram. Doch was Twitter dann tatsächlich zum Suchtpotential verhilft und dieses ausmacht, ist das Echtzeit-Feedback der anderen Teilnehmer.

Was mir persönlich an Twitter nicht gefällt, ist die Tatsache, dass sich eine sehr beachtliche Zahl von Mitgliedern irgendwann im Laufe seiner „Karriere“ nur noch an eben diesem Feedback orientiert. Sei es in Form von möglichst vielen Besternungen (den sogenannten Favs), sei es im stupiden Sammeln und Buhlen um möglichst viele neue Follower, sei es darum, den „Bestandsfollowern“ exakt den Output zu bieten, den diese lesen wollen – aus meiner Sicht verödet damit der sowieso nur schwer greifbare Charakter des Einzelnen vollends, wird zur Marionette eines Systems, innerhalb dessen derjenige dann funktioniert. Dabei wäre genau dieser Charakter möglicherweise ein Mensch, den man mag, ein Mensch, der Facetten hat, die auch über den bewährt verzapften Mist hinausgehen. Schade, sehr schade, wirklich. So einige dort hätten für mich das Potenzial für tatsächliche Freundschaften, wenn sie denn nur „menschlicher“ wären, als sie sich geben.

Auch wenn ich persönlich auf Twitter aus einem spontanen Einfall heraus die Liebe meines Lebens gefunden habe: Zwischenmenschliche Nähe alleine nur über das Medium Twitter entsteht nicht. Twitter ist die personifizierte Oberflächlichkeit. An dieser Stelle wird die Kuscheltweetfraktion natürlich erfahrungsgemäß laut aufschreien und mich der Blasphemie bezichtigen, aber nach über einem Jahr Twitter und damit dem „Durchzug“ durch verschiedenste zusammengerudelte Mitgliedergrüppchen und Interessensgemeinschaften kann ich eines mit Sicherheit sagen: beliebt, beachtet und interessant ist man auf Twitter nur, solange man unterhaltsam ist und funktioniert. Oder man verfügt über eine beneidenswerte Anzahl von Followern, dann gilt es als „chic“, Dich zu kennen, egal was Du schreibst. Ab x-tausend Followern also quasi ein Selbstläufer ohne nennenswerten Nährwert.

Und doch: irgendwo dazwischen gibt es ein paar einzelne Individuen, die Dir schon eine Ewigkeit folgen, die kaum von sich hören lassen, nie Kritik an Dir äußern, egal was Du schreibst, Dir hin und wieder mal ein Sternchen an Deinen Tweet kleben um Dir zu zeigen, dass sie das Geschriebene toll fanden, und nichts von Dir erwarten. Nicht mal, dass Du ihnen ebenfalls folgst. Die sind es, die Twitter für mich sympathisch machen, denn die sind Mensch geblieben. Die, und der Humor.

Ich lache einfach zu gerne, um Twitter den Rücken zu kehren, sonst wäre ich vermutlich schon längst wieder weg.

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Azido, Twitter

One comment on “Azido über Twitter.”

  1. Bubble_Illusion sagt:
    4. Dezember 2011 um 03:26 Uhr

    Ich unterschreibe sofort! Jedes Wort wahr, witzig und geistreich geschrieben.
    Bei machen Sätzen fällt mir nur ein: Traurig, aber wahr!

    Antworten

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