..hat Tradition in der Menschheitsgeschichte. noch bevor das geschriebene Wort dazu in der Lage war, Informationen zu übermitteln, gab es Menschen, die über Informationen verfügten, und nach eigenem Gutdünken darüber entschieden, wem sie diese Informationen zukommen liessen. Sie übten somit Kontrolle über die Weitergabe dieser Informationen aus. Somit haben sie diese Information als ihr persönliches Eigentum angesehen und verwaltet. Die Kontrolle war relativ einfach zu handhaben, denn die Weitergabe dieser Informationen konnte nur erfolgen, wenn einer der „Informationsbesitzer“ sie persönlich einem anderen mitteilte.
So gesehen war der Buchdruck und die Verbreitung des geschriebenen Wortes eine informelle Revolution, mittels derer man erstmals in der Lage war, diese Kontrollrestriktionen zu durchbrechen, und Informationen auf anderem Wege zu erhalten, als der „Eigentümer“ derer es vorgesehen hatte.
Dieser Kontrollverlust führte zu einer massiven Verfolgung der Hersteller von „Printmedien“. Die Vervielfältigung von Büchern wurde gar als Teufelswerk bezeichnet, um den „informationssuchenden“ zu suggerieren, dass das Vervielfältigen vorn Informationen eine sträfliche Handlung war, die zu unterlassen sei.
Freilich erreichte man damit genau das Gegenteil, denn je mehr Menschen deshalb verfolgt und getötet (!) wurden, desto mehr haben sich aufgelehnt, sich zusammengeschlossen, sich organisiert, um die Verbreitung von Informationen voranzutreiben. Information sprudelte aus dem Untergrund und war nicht mehr aufzuhalten.
Als die ursprünglichen Eigentümer dieser Informationen feststellen mussten, dass diesem Treiben kein Einhalt mehr zu gebieten war, haben sie -folgerichtig- einen neuen Weg eingeschlagen: Sie haben die massenhafte Verbreitung von Informationen fortan unterstützt, sich der Verbreitungswege aus dem Untergrund angenommen, diese übernommen, und abermals durch die Schaffung eines „elitären Systems“ einen Abstand zwischen den „Schöpfern“, den „Vertreibern“ und den „Konsumenten“ von Informationen geschaffen. Wie das funktionierte? Ganz einfach: Sie haben die Herstellung und den Vertrieb von Informationen auf einem technisch und finanziell so hohen Level betrieben, dass abermals nur wenige (nämlich die mit dem entsprechenden finanziellen Hintergrund) in der Lage waren, auf diesem Niveau Informationen unters Volk zu streuen und deren Konsumbedarf zu befriedigen. Gleichzeitig haben sie das Bewusstsein erschaffen, dass jemand, der diese Informationen bekommen möchte, ein Einsehen haben muss, dass für den betriebenen Aufwand der Herstellung eine Gegenleistung, nämlich in Form von Bezahlung, erfolgen muss. Bezahlt man nicht, gibts „von uns“ keine Information.
Der kleine, einzelne Konsument von Informationen war nicht in der Lage, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten. Also hat er entweder „bezahlt“, oder aber sich mit anderen Konsumenten zusammengeschlossen, um gemeinsam einen autarken, gleichwertigen Vertrieb zu erreichen. Diese Gefahr wurde erkannt und mit der Erfindung von Patenten etwa im Mittelalter erfolgreich ausgeschlossen. Künftig stand es zwar nicht mehr unter Strafe, Informationen jenseits der etablierten Vertriebswege zu verteilen – sehr wohl aber, dies auf demselben Weg zu tun wie die etablierten. Alternative Wege wurden geschaffen, die jedoch von den bessergestellten immer wieder qualitativ und quantitativ überboten wurden, um sicherzustellen, dass man dem kostenfreien Vertrieb immer etwas vermeintlich „besseres“ entgegenstellen kann, das dann eben auch wieder entsprechend kostet. Dass man sich dabei gleichzeitig ebenso schamlos der Erfindungen derjenigen bediente, die in der Lage waren, Innovationen zu schaffen, aber eben nicht, darauf ein Patent einzureichen, hat bis heute Gültigkeit. Und schafft das doch mal eine Gruppe, dann wird sie eben gekauft. Das aber mal nur so am Rande.
Mit dem Urheberrecht hat man sich im 18. Jahrhundert beginnend zudem eine weitere Hürde gegen das Teilen und Verteilen von Informationen geschaffen: Derjenige, der eine Information „erdacht“ und „erschaffen“ hat, hat das alleinige Recht, darüber zu entscheiden, wie und an wen diese Information weitergegeben wird. Damit schaffte man flugs wieder die Zustände herbei, die vor dem geschriebenen Wort vorherrschten. Jetzt wurde nicht nur eingeschränkt, wie man Informationen verbreitet, sondern auch welche. Wer sich darüber hinweggesetzt hat, wurde (und wird) bestraft.
Im damaligen ARPA- und heutigen Internet setzt sich diese Chronologie abermals fort. Inzwischen ist es kinderleicht geworden, in Sekundenbruchteilen Informationen zu erhalten, zu bearbeiten, zu kopieren und zu vertreiben. Und wieder sitzt eine elitäre Lobby dem machtlos gegenüber und sieht ihre Pfründe schrumpfen. Und wieder versucht sie dem Einhalt zu gebieten, indem sie sich Innovatoren und deren Produkte einverleibt, um wieder die Steuerung über den Informationsfluss zu bekommen. Und wieder werden alle, die sich dieser Kontrolle entziehen, als Straftäter und Kriminelle angesehen.
zusammenfassend kann man sagen: egal welche geschichtliche Epoche man sich anschaut, immer gilt: einige wenige versuchen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, Informationen und deren Vertrieb zu steuern, um den ihnen daraus entstehendene Vorteil gegenüber der Allgemeinheit, wenn man so will, dem Pöbel, aufrecht erhalten zu können.
kommen wir nun aber zurück zur Überschrift..
was bedeutet „geistiges Eigentum“?
es bedeutet – „ich habe ein Wissen. Dieses Wissen ist in meinem Kopf entstanden. Ich habe aus diesem Wissen etwas geschaffen, das ich weitergeben kann. Ich muss dieses Wissen mit niemandem teilen, denn es ist mein.“
was bedeutet „Urheberrecht“?
es bedeutet – „mir ist dieses Wissen zuerst zuteil geworden. Ich kann alleine darüber bestimmen, wie es weitergegeben wird. ich kann darüber bestimmen, was man ganz oder auszugsweise mit diesem Wissen macht, wie es weiterverwendet und weiterverarbeitet wird.“
was bedeutet „Rechteverwertung“?
es bedeutet – „ich konzentriere mich auf das Erschaffen von Informationen und überlasse es meinen Partnern, sich um die daraus resultierenden Rechtsfragen zu kümmern“.
Wenn wir nun nur einen Moment lang überlegen, wem und vor allem warum „geistiges Eigentum“, „Urheberrecht“ und „Rechteverwertung“ etwas nützen, dann kommen wir zu dem Ergebnis, dass diese immer nur dafür sorgen, dass ein bestimmter, ich möchte sagen „elitärer“ Kreis seine wirtschaftlichen Interessen wahren kann. Dass der „Schöpfer“ dieser Information, dieses Wissens dabei eigentlich keine Notwendigkeit dafür hat, selbiges überhaupt mit jemandem zu teilen, sein Wissen zur Verfügung zu stellen, wird dabei komplett ausgeblendet. Wir brauchen dieses Wissen nicht! Und wenn doch: wer hat das Recht, darüber zu bestimmen, was damit geschieht?
Anders gesagt: Es gibt notwendige und wichtige Information, und es gibt solche, für die durch massives „darauf aufmerksam machen“ eine künstliche Notwendigkeit verpasst bekommen, die im Grunde für den einzelnen „Konsumenten“ dieser Information völlig unerheblich ist.
Wir müssen damit beginnen, zu hinterfragen, ob wir das, was andere als ihr „geistiges Eigentum“ betrachten, überhaupt haben wollen oder brauchen, oder ob wir uns das nicht einfach selbst erschaffen können! Denn solange wir nicht erkennen, dass ein jeder einzelner von uns (ja, auch DU!) Geist und Kreativität besitzt, einen eigenen Geschmack entwickelt und einen eigene Stil prägen kann, also selbst AKTIV zu sein, werden wir bestenfalls Konsumenten bleiben, die für die Information bezahlen, oder aber Straftäter werden, weil wir uns diese Informationen aneignen, ohne dafür zu bezahlen.
Ich werde immer wieder gerne mit dem Argument mundtot geredet, wenn alle Informationen frei erhältlich seien, würde deren Qualität und im Endeffekt auch ihre Verfügbarkeit darunter leiden.
So würde es dann bald keine Künstler mehr geben, die qualitativ hochwertige Musik anbieten können. Es würde keine Filmstudios mehr geben, die qualitativ hochwertige Filme anbieten können. Es würde keine Gamestudios mehr geben, die qualitativ hochwertige Spiele anfertigen – und damit würde ich mir doch dann im Endeffekt selber schaden.
Bullshit!
95% aller vom Markt von mir ungefragten und an meinem Geschmack vorbeiproduzierten, mir aber ständig aufgedrängt werdende Musik, Filme oder Spiele gehen mir komplett am allerwertesten vorbei. Es interessiert mich nicht, ob du mit Deinem neuen Album Deinen Lebensunterhalt verdienst und leer ausgehst, wenn ich es mir einfach kopiere – es interessiert Dich schliesslich auch nicht, ob ich noch was zu Essen habe, wenn ich mir Dein Album kaufe. Ergo: Mach Deine Musik, hör sie Dir an, und wenn Du möchtest dass ich sie höre, schenk mir die Konserve. biete mir einen Mehrwert, der mir gefällt und über die reine Konserve hinausgeht, und ich kaufs mir. Aber ansonsten lass mich damit in Ruhe. Kopiert, gehört, Inspirationen für was eigenes kreatives eingefangen – abgehakt.
Wir müssen begreifen, dass wir beim Thema Informationen nicht darauf angewiesen sind, sie in vorkonfigurierter Form gegen Bezahlung einzunehmen. Weg vom Konsumenten hin zum Kreativen. Das selbstgedrehte kostenlose RapVideo auf Youtube kann uns genausogut gefallen wie die teure Produktion, die von MTV gefeatured wird. Werden wir doch alle Produzenten! Verteilen wir alles was uns gefällt kostenlos an andere, verfremden es, geben ihm unseren eigenen Stempel mit auf den Weg, und es entsteht eine Vielfalt, die nicht darauf angewiesen ist, rechteverwertet zu werden.
Oder auch: Wir besitzen alle geistiges Eigentum! Den Vorbehalt können wir uns also schenken, denn: Kultur will gelebt werden, nicht verkauft oder konsumiert.